Eskaliert der Iran-USA-Konflikt?

Eskaliert der Iran-USA-Konflikt?

Mit der gezielten Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani auf irakischem Boden hat die Trump-Regierung ein Pulverfass scharf gemacht. Doch die Chancen stehen gut, dass es nicht zu einer größeren militärischen Konfrontation zwischen USA und Iran kommt – die wäre wegen der Bedeutung der Region für die weltweite Rohölversorgung ein gravierender Unsicherheitsfaktor für die Weltwirtschaft.

Der US-Angriff auf einen der hochrangigsten Generäle Irans hat viele politische Beobachter überrascht – galt sie doch als denkbar schärfste und am wenigsten kontrollierbare Antwort auf die außenpolitischen Provokationen des Irans in den letzten Wochen. Wie stark die Situation eskalieren würde, sollte vor allem von der iranischen Reaktion auf den Anschlag abhängen. Cyberattacken, Terrorakte oder Angriffe auf die Ölinfrastruktur – die Möglichkeiten reichten weit.

Zeichen der Deeskalation

Dem verbalen Säbelrasseln folgte aber mit dem Angriff auf irakische US-Militärbasen, der keine Todesopfer zur Folge hatte, eine moderate Antwort – ein Angebot zur Deeskalation, das auch vom US-Präsidenten als solches wahrgenommen wurde. Irritierend sei vor allem, dass es überhaupt zu dem US-Schlag gegen den Iran gekommen ist, so Dr. Ulrich Kater. Die überraschende Zuspitzung im Nahen Osten habe wieder gezeigt, „dass die Welt mit dem Rückzug der USA aus der nach dem zweiten Weltkrieg aufgebauten ‚Pax Americana‘ unsicherer und unwägbarer geworden ist“, so der Deka-Chefvolkswirt weiter.

Marktreaktionen fallen überschaubar aus

An den Märkten zeigte sich Nervosität, aber keine Panik. Im Zuge der jüngsten Ereignisse kletterte der Ölpreis für die Sorte Brent zwar zwischenzeitlich auf über 70 US-Dollar je Fass – ein Niveau, das seit Mai 2019 nicht mehr erreicht wurde. Allerdings hatte sich der Ölpreis schon vor dem Jahreswechsel an die 70 US-Dollar-Marke herangerobbt.

Auch dem Goldpreis verhalf die gegenwärtige Konfrontation zu einem zusätzlichen Schub innerhalb einer schon länger andauernden Aufwärtsbewegung. Zwischenzeitlich erreichte er einen Preis von über 1600 US-Dollar je Feinunze. In Euro gerechnet wurde sogar ein neues Allzeithoch erreicht. „Wir gehen angesichts von anhaltend niedrigen Opportunitätskosten zur Goldhaltung und weiterhin erhöhten Risiken im Finanzsystem grundsätzlich von einem leicht steigenden Goldpreis aus. Der starke Preisanstieg im Zuge der iranischen Konfrontation dürfte sich jedoch recht schnell wieder zurückbilden“, so Kater.

Aktien- und Anleihemärkte reagierten ebenfalls mit einem milden Risk-Off-Modus, also mit leichten Fluchtbewegungen in die Sicherheit, weg von Aktien hin zu Bundes- und US-Anleihen. Dabei blieben sie jedoch in den üblichen Handelsspannen der vergangenen Wochen.

Symptomatisch für die geopolitische Lage

Die Bedeutung der US-amerikanischen Aktion liegt nach Einschätzung der Deka-Volkswirte „eher in der längerfristigen politischen Entwicklung im Nahen Osten als in den kurzfristigen Kriegsgefahren.“ Daher erwarten sie eine schnelle Rückkehr der Märkte zum Tagesgeschäft – und eine Wiederaufnahme der Trends aus dem Vorjahr. „Diese basieren auf der Hoffnung auf eine Erholung der Weltkonjunktur nach dem Schwächeanfall des letzten Jahres und einer Fortsetzung der Niedrig- bzw. Negativzinspolitik durch die großen Zentralbanken“, so Kater.

 

Quelle: fondsmagazin.de

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